Schauten wir früher neidisch auf Männer, die mit den ergrauten Schläfen immer mehr an Akzeptanz gewannen, haben wir heute längst aufgeholt. Kaum eine Frau verschweigt ihr Alter, denn sie kennen inzwischen ihre Vorzüge. Ich treffe immer öfter auf tolle Frauen, für die das Alter nur eine Zahl ist und stolz auf ihr Alter sind.
Richtig, in den letzten Jahren hat sich viel verändert, doch es reicht mir noch immer nicht. So ist es durchaus schwierig, als Frau selbstbestimmt und ohne gesellschaftliche Abwertung zu altern …
Wer macht uns Frauen älter?
Es wäre zu einfach, bestimmte Personengruppen als schuldig zu deklarieren. Nicht Männer oder Frauen, nicht jung oder alt. Es ist die Überlieferung, die Geschichte und die Einstellung, die unsere Gesellschaft prägt und in der nun mal eine Frau ab einem gewissen Alter nicht mehr dazu gehört. Doch das beginnt bereits früher, denn noch immer nagt es bei manchen Männern an ihrem Selbstbewusstsein, wenn ihre Frauen in einer verantwortlichen Position arbeiten. Frauen eignen sich bestenfalls als Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen. Diese Meinungen sind zwar heute etwas abgeschwächt, ist aber immer noch präsent. Als ich in den 70-er Jahren Maschinenbau studierte, war ich die einzige Frau in meinem Studiengang und bei meiner ersten Anstellung in einer Weltfirma, die erste Frau in der techn. Arbeitsvorbereitung.
Während damals meine Arbeitskollegen noch im grauen Arbeitsmantel am Schreibtisch saßen, um auch mal schnell in die Fertigung gehen zu können, gab es keine Alternative für die weiblichen Kollegen. Ich trug also meine engen Röcke mit hohen Schuhen (Turnschuhe für Business gab es noch nicht), was natürlich für Aufmerksamkeit sorgte. Der Gang durch die Produktionshalle war schon eine Herausforderung. Der Arbeiter in der Produktion war es nicht gewohnt, dass ihnen eine Frau über die Schulter schaute und dabei mehr als eine Ahnung davon hatte, was er tat. Da musste ich so manche Prüfung bestehen, die mir so nebenbei gestellt werden. Das muss man als Frau wissen, dann klappt es schon …
Sind wir Frauen selbst schuld?
Ja, ganz sicher liefern wir unseren Anteil dazu, wie wir in der Gesellschaft gesehen werden. Doch wir müssen verschiedene Dinge berücksichtigen. Es gibt immer noch Frauen, die mit entsprechenden Vorurteilen groß wurden und es dabei belassen. Dazu gehört nicht nur das Äußere, wie Frisur, Kleidung und Kosmetik, es ist meist das Elternhaus, das sie prägt. Entscheidend sind die Glaubenssätze, die vor allem die Mütter den Frauen mitgeben. Der rote Lippenstift oder die grünen Schuhe zu Jeans, sind nur die Äußerlichkeiten, viel entscheidender ist die Denkweise. Die innerliche Freiheit, sich Dinge zu erlauben und diese auch zu leben, kann für unsere Töchter nicht hoch genug eingestuft werden. Täglich dürfen wir für uns neu entscheiden, was uns gut tut.
Nicht die Gesellschaft bestimmt, wie wir uns zeigen, einzig und allein wir selbst. Versuche einen Schritt aus dem Gewohnten heraus zu treten und merke dir genau, wie es sich anfühlt. Ein kräftiges Rot auf die Lippen, mit Flip-Flops zum Bäcker oder eine auffällige Sonnenbrille wäre ein Anfang. Ich weiß, es ist nicht immer einfach den verwunderten Blicken – meist sogar von Frauen – zu entgehen, aber das vergeht …
Was können wir ändern
Das beste ist natürlich, wenn einer Frau schon früh bewusst wird, dass sie sich zeigen muss, um ein selbst bestimmtes Leben führen zu können. Vielleicht wollen wir in der Partnerschaft eine Prinzessin sein, aber ansonsten passt das nicht zu Frauen, die schon vieles im Leben geleistet haben. Um mit Power die Rentenzeit zu rocken und glücklich dem Alter entgegen zu sehen, braucht es unsere ganze Konzentration. Und zwar auf uns. Die Zeit über 60 gehört zu den schönsten Jahren. Dabei spreche ich natürlich von Frauen, die das Glück haben, diese Jahre gesund erleben zu dürfen, denn alle anderen haben ganz andere Probleme und wahrscheinlich sind sie nicht auf dieser Seiten gelandet.
Ja, die Zeit 60plus kommt uns leicht und lässig entgegen, keine Termine, keinen Druck – weder familiär noch beruflich. Eine freie Zeiteinteilung für die Dinge im Leben, die mir wichtig sind, ist für mich das Höchste. Kennst Du dieses Gefühl oder stehst es dir noch bevor? Es geht dabei um ein selbst bestimmtes Leben, um Selbstverantwortung im Alter und vor allem um deinen Selbstwert.
Für viele Frauen ist der Begriff SELBSTBESSTIMMUNG ein Fremdwort, sie können nicht so richtig etwas damit anfangen und schieben es schnell wieder weg.
Das Alter einer Frau ist nur eine Zahl
STOP!!! Bitte nicht, denn ohne diesen Wunsch, ein selbst bestimmtes Leben zu führen, können wir niemals erfolgreich älter werden. Gerade zu Beginn der Pensionszeit sollten wir wissen, wohin die Reise gehen soll. Eine Zeit, die gefüllt werden will. Nicht mit Arbeit, sondern mit einer Tätigkeit, die zu uns passt, Spaß macht und kein Pflichtgefühl erzeugt. Vor allem müssen wir unsere Zeit frei einteilen können. Dafür lohnt es sich immer, sich früh damit zu beschäftigen.
Also, lass es uns gemeinsam angehen, es ist nie zu spät, Dein Leben selbst bestimmt in die Hände zu nehmen. Bei mir begann es mit dem Bloggen über mein Hobby Stricken und erst später beschäftigte ich mich näher mit dem Erstellen von Websites und Nischenseiten. Doch so weit muss man nicht gehen. Über ein Hobby zu schreiben oder Fotos von Reisen zu zeigen, ist eine wunderbare Art, sich eine Community aufzubauen, die alle ganz ähnliche Interessen haben.